Dienstag, 10. Mai 2011

Säure-Basen-Haushalt

Grundlagen
Damit eine Körperzelle gut funktionieren kann, ist sie darauf angewiesen, dass alle notwendigen Stoffwechselschritte in optimaler Weise ablaufen können. Von immenser Bedeutung für die im Körper ablaufenden Stoffwechselprozesse ist der Säuregehalt.
Wir bestimmen den Säurestatus über den pH-Wert. Der pH-Wert gibt an, wie sauer oder basisch ein Milieu ist. Die pH-Werte liegen zwischen 1 (z.B. Schwefelsäure) und 14 (z.B. Natronlauge). Ein sehr niedriger pH-Wert bedeutet ein saures Milieu, ein hoher pH-Wert eion basisches Milieu. Wasser hat einen pH-Wert von 7.
Im Körper finden wir nicht überall gleiche Verhältnisse. Im Magen wird beispielsweise Salzsäure produziert. Die Salzsäure wird gebraucht, um Eiweiss für den Körper verdaubar zu machen. Der Magensaft hat deshalb einen pH-Wert von etwa 1.8. Andere Körpersäfte können durchaus auch basische Werte aufweisen. Die Gallenflüssigkeit hat zum Beispiel einen pH-Wert von 8.8.
Im Blut brauchen wir einen pH-Wert von 7.35 - 7.45, um eine regelrechte Funktion aller Körperzellen zu gewährleisten. Jede noch so geringe Abweichung von diesen Werten führt zu ganz gravierenden Stoffwechselstörungen. Glücklicherweise sehen wir solche Abweichungen nur selten. Derartige Störungen sind absolut lebensbedrohlich und erfordern oft eine intensivmedizinische Betreuung. Ein Beispiel für so einen Extremfall stellt das diabetische Koma (Zuckerschock) dar.

Wie reagiert der Körper auf Übersäuerung?
Wir sprechen vom Säure-Basen-Haushalt, wenn wir die Prozesse beschreiben, die im Körper ablaufen müssen, um ein pH-Optimum für jede einzelen Körperzelle zu gewährleisten. Fallen im Stoffwechsel Säuren an, müssen diese sofort neutralisiert werden.
Zunächst versucht der Körper, die anfallenden Säuren zu verdünnen. Er lagert Wasser in die betroffenen Gewebe ein. Beispiele hierfür sind die dicken Beine nach langem Stehen oder geschwollene Gelenke nach Überlastung. Der Körper versucht nun, die Säuren durch Mineralstoffe zu neutralisieren. Er benutzt dazu Kalium, Magnesium, Natrium oder Calcium. Durch diese Reaktion entstehen Schlackstoffe, die über die Niere ausgeschieden werden müssen. Haben wir nicht genug getrunken (etwa 2-3 Liter pro Tag), werden die Schlacken im Körper abgelagert und führen zu einer enormen Belastung des Zellstoffwechsels. Die zur Abpufferung der Säuren notwendigen Mineralstoffe holen wir aus den Mineralstoffdepots unseres Körpers. Wesentliche Vorräte liegen zum Beispiel in den Knochen, den Bindegeweben wie Sehnen, Gelenkkapseln und Knorpeln oder auch in Haut und Nägeln.
Werden die Regelmöglichkeiten des Körpers überfordert, kommt es zu einer Übersäuerung, Stoffwechselprozesse können nicht mehr optimal arbeiten. Unsere Leistungsfähigkeit geht zurück. Wir werden krank.

Ursachen der Übersäuerung
Falsche Ernährung
Beim Abbau von Eisweissen fallen Säuren als Abfallprodukt an. Eiweissreich sind Fleisch, Wurst und Käse. Fleisch macht sauer.

Säure lockende Genussmittel
  • Kaffee
  • Alkohol
  • Süssigkeiten
Falsches Essverhalten
  • Zu hastiges Essen. Dabei wird der Speisebrei zu schlecht verkleinert und mit Verdauungssäften durchmischt. Es fallen mehr saure Verdauungsreste an.
  • Zu häufiges Essen. Es werden zu viel und zu oft Verdauungssäfte verbraucht. Gleichzeitig führt es zu Übergewicht.
  • Zu spätes Essen. Die Aktivität wird durch unsere "Innere Uhr" geregelt. Abends laufen alle Verdauungsprozesse nur noch auf Sparflamme.
Fehlfunktion der Verdauungsorgane
Speicheldrüsen, Magen, Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, Dünn- und Dickdarm müssen intensiv zusammenarbeiten, um eine reibungslose Funktion zu erzielen. Jede Störung des einzelnen Organs führt zu Verdauungsstörungen mit Übersäuerung.

Unterfunktion der Entgiftungsorgane
Wesentliche Entgiftungsorgane sind Darm, Niere, Lunge, Leber und Haut. Eine ungestörte Funktion ist für die Ausleitung von Giftstoffen unerlässlich.

Stress
Körperliche und seelische Belastungen setzen den Körper in Alarmzustand. Durch die massive Ausschüttung von Stresshormonen laufen alle Stoffwechselprozesse im "Notfallmodus". Auslöser sind Faktoren wie Kummer, Sorgen, Ärger, Streit, gleichermassen Zeitdruck oder Schlafmangel. Schwere körperliche Arbeit und Sport können zu ausgeprägter Übersäuerung führen.

Empfehlung
Viele sauer machende Faktoren lassen sich beeinflussen. Bei chronischer Übersäuerung sollte über eine Veränderung der Lebensweise nachgedacht werden. Wichtig ist hierbei:
  • Viel Bewegung an der frischen Luft
  • Ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit
  • Alkohol nur in Massen
  • Verzicht auf Nikotin
  • Weniger Fleisch und Wurst
  • Mehr Obst und Gemüse

Folgen der Übersäuerung
Wir haben gesehen, dass unser Körper zum Ausgleich von Säurebelastungen Mineralstoffe aus seinen eigenen Vorräten verbraucht. Dies bleibt nicht ohne Folgen. Übersäuerung kann sich auf fast alle Organsysteme auswirken. Hier nur einige Beispiele:

Muskuläre Verspannung
Übersäurung der Muskulatur führt zu Verkrampung der Muskulatur, zu Verspannungen bis hin zum Hexenschuss.

Psychische Reizbarkeit
Übersäuerung führt zu Konzentrationsstörungen und Lernschwäche, Schlafstörungen und Migräne.

Herz-Kreislauf-System
Dauerhafte Übersäuerung führt über Mineralstoffmangel zu Herzrhythmusstörungen und Kreislaufproblemen. Sie begünstigt Gefässverkalkungen (Arteriosklerose) und kann so zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen.

Magen-Darm-System
Typische Symptome sind saures Aufstossen, Sodbrennen und Völlegefühl. Im Darm können Übersäuerungszustände zu Entzündungen der Schleimhäute und Durchfall führen. Eine Änderung des Milieus begünstigt die Ansiedlung von Krankheitserregern und Pilzen.

Haut
Die Haut spielt eine wichtige Rolle bei der Entgiftung des Körpers. Die Haut wird oft als dritte Niere bezeichnet. Störungen begünstigen Ekzeme, Neurodermitis, Schuppenflechte, Akne oder Altersflecken.

Bewegungsapparat
Fallen im Körper zu viele Säuren an, verbrauchen wir Mineralien. Wird dem Knochen Calcium entzogen, kommt es zu einem Calciummangel. Es entwickelt sich Osteoporose. Mineralstoffmangel im Bindegewebe begünstigt das Auftreten von Bandscheiben- und Knorpelschäden.

Quelle: Vital und Gesund - Erfolgreicher Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln
Markus Will - Facharzt für Allgemeinmedizin und Gesundheitscoach

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